Summ, summ, summ, Bienchen summ
herum...
Teil I
Sobald die Sonne im Frühjahr Temperaturen um 12°C erreicht, summen sie
wieder, die fleißigen Sammler und Bestäuber. Durch jüngste
Medienberichte über rätselhaftes Bienensterben haben es auch die
Bienen weltweit in die Schlagzeilen geschafft. Wie steht es um unsere
Bienen, von denen Einstein gesagt haben soll: „ Wenn die Biene von der
Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“?
Tatsache ist, dass die Bienen nicht nur durch Umweltveränderungen
gefährdet sind. Die Imkerei war nach der Wende, ohne staatliche
Subventionen nicht mehr lukrativ und wanderte in die Hobbynische ab.
Damit sank die Anzahl der Imker und mit ihnen die Anzahl der
Bienenvölker.
Dies belegt die Statistik des Imkervereines Naunhof und Umgebung. So
bewirtschafteten im Jahr 1989 noch 40 Imker, 412 Völker. Im Jahr 1995
waren es nur noch 9 Imker, die 73 Völker bewirtschaften. Mit dem
Schwund der Bienenvölker sinken auch die Bestäubungsleistung und die
Erträge bedenklich.
Die kleine Schar von Imkern sucht neue Wege dem Rückgang der
Bienenvölker entgegen zu wirken, Ursachen für Krankheiten und
Parasitenbefall zu erkennen und diesen so natürlich wie möglich zu
bekämpfen. Die wissenschaftliche Forschung steckt diesbezüglich noch in
den Kinderschuhen. Für das rätselhafte weltweit auftretende
Bienensterben gibt es keine benennbare Ursache. Es ist eine Vielzahl
von Faktoren und Umwelteinflüssen, die den Bienen das Leben schwer
machen.
Während die vergangenen politischen Regime versuchten die
Verbandsarbeit zu instrumentalisieren, hat heute die Zusammenarbeit der
wenigen Imker in Ortsverbänden eine neue Bedeutung. In den regelmäßigen
Zusammenkünften, tauscht man sich aus, erhält über den Landesverband
der sächsischen Imker Zugang zu neuen wissenschaftliche Erkenntnissen
und kann Schulungen und Infoveranstaltungen wahrnehmen. Über den
Verband wird der Kontakt zur sächsischen Tierseuchenkasse gehalten, es
werden Medikamente bezogen und Neueinsteiger gefördert. Gegenseitige
Hilfe bei Verlust von Völkern wird genauso selbstverständlich
praktiziert, wie Vertretungshilfe im Krankheitsfall.
Während die Bienen noch immer per Tanz kommunizieren, ist auch bei den
Imkern die neue Technik eingekehrt. Wissenswertes und Informationen
sind im Internet gebündelt zu finden.
Die Honigbiene fliegt nicht nur an ihrem Stand, sondern auch auf
ihrer im Aufbau befindlichen Homepage des Ortsverbandes,
unter www.imker-naunhof.de. Diese Seite ist auch mit dem Landesverband
verlinkt.
Hier finden Interessenten Ansprechpartner vor Ort, aber auch
Historisches und Wissenswertes. Im Jahr 2010 nahm der Verband erstmalig
mit einem Schau- und Infostand am Kartoffelfest in Naunhof teil.
Dieser wurde lebhaft frequentiert und in Gesprächen zeigte sich, dass
das Interesse, aber auch der Informationsbedarf über die Bienen und
deren Haltung sehr groß ist. Zur Zeit bewirtschaften bereits wieder 23
Imker des Naunhofer Verbandes 117 Völker.
Tendenz ist also steigend. Verständlich, denn Imkerei ist nicht nur
aktiver Naturschutz, sondern auch „süßes“ Hobby. Honig und
Honigprodukte sind für ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften
bekannt. Nicht jedes käufliche Produkt hat so einen kurzen Weg zum
Verbraucher und bietet vor Ort die Möglichkeit, in seine Gewinnung
Einblick nehmen zu können. Die Arbeitsabläufe im Bienenstock gleichen
einer logistischen Meisterleistung. Dieses perfekte Miteinander zu
kennen, hilft es zu schützen. Auf privater Basis gab es in den letzten
Jahren auch schon vereinzelte Kontakte zu Schul- oder
Kindergartengruppen, die mit Besuchen an Bienenständen verbunden waren.
Imker hüten keine Geheimnisse, sie können praxisnah über die kleinen
und großen Wunder unserer Schöpfung, ihre Nutzung und Bewahrung in
unserem direkten Umfeld berichten.
Fragen sind erwünscht!
Bienen kennen ihren Imker, deshalb stechen sie ihn
nicht…
Teil II
Diesen Satz kenne ich noch aus meiner Kindheit. „Stimmt das?“, werden wir noch immer gefragt.
Heute als bekennende Imkerfrau weiß ich, dass das nicht so ist. Bienen
stechen nur, wenn sie bedroht sind. Menschen die nicht mit Bienen in
Kontakt kommen, werden allerhöchstens gestochen, wenn sie barfuß auf
ein Biene treten, die Nektar von den Wiesenblumen holt. Bienen holen
ausschließlich Nektar und Pollen, sie haben kein Interesse Grillpartys
zu besuchen und an Speiseresten zu naschen. Dies ist ausschließlich
Wespenmanier. Am häufigsten ist der Imker von Stichen betroffen, da er
an den Bienenvölkern arbeitet. Er weiß, wann er seine Schutzausrüstung
braucht und wann er quasi in Badehose imkern kann. Bienen die reichlich
Nahrung finden, sind zu beschäftigt sich dem Störenfried zu widmen.
Krankheiten, der Verlust ihrer Königin oder Gewitterstimmung sind
Stress für Bienen. Sie reagieren aufgeregt und nicht mehr so friedlich.
Der Imker stellt sich darauf ein. Ein Bienenstand im Garten hat wenig
Einfluss auf die familiäre Bewegungsfreiheit. Unser Kinder spielten
unverkrampft und ich helfe trotz Bienengiftallergie (erfolgreich
desensibilisiert ) beim Schleudern. Wir Nichtimker werden, wenn
überhaupt, höchstens einmal in der Saison gestochen. Wir ziehen uns
zurück, wenn Gewitterstimmung herrscht, dies täten wir auch ohne
Bienen. Oberstes Gebot für Imker und Besucher ist: Ruhe bewahren, still
halten, keine hektischen Bewegungen, nicht nach Bienen schlagen. Wissen
bringt Gelassenheit.
Kann man Bienen streicheln? Im Prinzip ja! Mann muss sich dafür nur
eine männliche Biene, die Drohne aussuchen. Drohnen sind größer und
dicker als Arbeitsbienen und sie haben keinen Stachel. Sie dienen
ausschließlich der Fortpflanzung werden in der Bienensaison gepflegt
und gefüttert. Im Herbst ist das gemütliche Leben vorbei. Sie werden
aus dem Volk gejagt. Unnötige Esser werden in der Winterruhe nicht
gebraucht.
Besonders imposant ist es zu Beobachten, wie die alte Königin mit ihrem
Schwarm, ein zu stark gewordenes Volk verlässt, um sich eine neue
Heimat zu suchen, kurz bevor im Stock ein neue Königin schlüpft. Das
Lehrbuch sagt, ein Schwarm sticht nicht! Die Bienen erfüllen die
Umgebung mit einem Brausen, das man wohl fürchten könnte, aber nicht
muss. Denn, da kommen mit einem Mal mehrere tausend Bienen aus dem
Stock und suchen ihre Königin, die sich im Umkreis weniger Meter erst
einmal niederlässt. Sie strömt einen so starken Duft aus, dass nach
wenigen Minuten der Zauber vorbei ist und der Schwarm um seine Königin
herum in einer Traube zusammengeballt im Baum hängt. Dies ist die
Gelegenheit für den Imker, ihn einzufangen und ihm eine neue Beute zur
Verfügung zu stellen. Verpasst er die Ruhezeit von ca. zwei Stunden
bricht der Schwarm auf und zieht davon. Die Chance ihn zu finden wird
geringer. Aber auch die Überlebenschance des Schwarmes nimmt ab, denn
natürliche Beuten, geeignete hohle Bäume oder Ähnliches sind nicht mehr
so leicht zu finden.
Die Obstbaumbesitzer in der Nähe von Bienenstöcken haben gut lachen.
Selbst in schlechten Erntejahren haben sie Erträge. Bienen fliegen
nicht bei Regen und nicht unter 12° C. In Schlechtwetterphasen nutzen
sie auch kürzeste warme Momente, um schnell die Umgebungsblüten zu
besuchen. Das hat in Jahren verregneter Obstblüte große Vorteile für
den Imker und seine Nachbarn. Wir können es ihnen danken, indem wir in
der nektararmen Zeit für Blüten sorgen.
Nicht nur der Kleingärtner kann das tun. Blühendes Brachland und
Gründüngungspflanzen im Herbst könnten nach dem Überangebot im
Frühjahr, den fleißigen Helfern einen guten Nachtisch bereiten.
Mit dem Abblühen der Linde, ist hier bei uns das Bienenjahr zu Ende.
Der Imker füttert die Bienen für den Winter ein. Das Aufsuchen von
Trachtpflanzen mit dem fahrbaren Bienenstand ist für Hobbyimker oft zu
aufwendig. Das Honigangebot unserer Region beschränkt sich auf Obst-,
Raps- Robinie- und Lindenhonig in seinen verschiedenen Variationen.
Phacelia, Sonnenblumen, Klee oder Luzerne sehen wir leider kaum noch
auf unseren Feldern.
Was ist eine Trachtpflanze? Woher weiß der Imker was für Honig seine Bienen sammeln? Welcher
Honig wird fest, bleibt flüssig? … Es sind noch viel Fragen offen. Sind Sie neugierig geworden?
Fragen Sie ihren Imker!
Ute Oelschläger
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